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Skulptur und Plastik

Friedrich Höfers Skulpturen und Plastiken stoßen nicht vor, greifen nicht aus und spreizen den Raum nicht auf. Sie schaffen nicht Platz, indem sie fortdrängen. Sie ziehen vielmehr den Raum um sich und konzentrieren ihn zu einem Platz. Ihr Thema ist der menschliche Leib. In­ner­lich sind sie durchaus bewegt, nach außen hin aber gehalten und begrenzt. Man muss sie von allen Seiten wahrnehmen und muss sich im Umgang die Spannung der einzelnen Teile – Wölbung, Fläche, Buchtung – und das bewegte Zusammenspiel der Glieder sichtbar machen. In ständig wechselnden Übergängen stehen sie und bewegen sie sich zueinander, immer aber zugleich gehalten in der bestimmten Begrenzung einer Form, von der man nicht weiß, ob sie den einzelnen Gliedern schon vorausgeht, wenn sie in ihrem Zusammenspiel zur Entfaltung kommt, oder ob sie wirklich erst entsteht, indem das Zusammenspiel sie fortschreitend, Zug um Zug, doch nur erfüllt. ◊ Die Rundung dominiert, die Kugel, auch wenn sie sich abflacht oder nicht schließt oder wenn sie angeschnitten sich öffnet. Die Kugel interessiert Höfer nicht more geometrico, sondern wie sie sich dallt, schwellt, längt, teilt, Kopf, Schulter, Brust, Haar­schopf, Schenkel und Leib wird. Und genauso vieldeutig sind seine Figuren zu lesen. Im Um­gang wird ein gespannter Rücken zum Schenkel eines Schenkelpaares, der Schenkel streckt und verjüngt sich und fällt als mächtiger Haarschwall. Höfers Arbeiten sind erotisch. Am wei­testen entfernt er sich von der Grundform der Kugel in Gliedern, die er längt und in einer Schraubensäule verwindet oder zu schwingenden Bändern verdünnt. …

Friedrich Alexander Uehlein (Freiburg)

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